Hochzeitsbericht aus Sicht der Braut

 

Die Vorbereitungen

Unser Tag begann um halb 9. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte uns das bereits angekündigte schlechte Wetter. Nun machten wir uns auch Sorgen, dass die Trauung überhaupt an Deck stattfinden konnte. Nach einem kurzen Frühstück im schönen Steigenberger war mein Plan meinen Gatten in Spe aus dem Zimmer zu verbannen und duschen und Haare zu waschen. Da ich mein Handy beim Frühstück vergessen hatte und dadurch die Anrufe meiner Cousine/Friseuse verpasst habe - war ich wohl eher spät dran. Die Hektik brach also gleichermaßen bei uns aus. Er musste zur Location und Beleuchtung aufbauen. Er hat natürlich komplett vergessen das Zimmer zu räumen - das merkte ich erst als ich selbst daran war mich für meine Cousine fertig zu machen. Meine Cousine kam und drehte mir die Haare ein. Wir hatten am Vortag die beiden Trockenhauben meiner Oma abgeholt und wollten nun die etwas in die Jahre gekommene Standtrockenhaube aufstellen. Leider fehlten hier 2 Stangen - die waren wohl im Auto herausgefallen und das Auto war mit Joachim bei der Location. Wir versuchten es mit der kleineren, die hatte aber nicht mal annähernd das gleiche Gebläse. Da wir nicht in Zeitdruck kommen wollten, setzte ich mich also auf den Boden und steckte so in etwas unbequemer Position meinen Kopf unter die Haube. Die Wickler wurden entfernt und in diesem Moment platzte Joachim ins Zimmer. Er hatte ja die Hälfte liegen gelassen und war auch durch den Wind. Er packte sich zusammen und siedelte in das Zimmer seiner Eltern um sich herzurichten. Das Stecken der Haare dauerte nicht lange. Währenddessen traf auch die Visagistin und meine Trauzeugin, Maria, ein. Die Frisur war perfekt und wir lagen gut in der Zeit. Die Visagistin schminkte mich, Maria und Ingrid, die Bräutigammutter, die leider am Vortag krank war und der es nicht so gut ging. Sie erzählte mir, dass Joachim fertig war (sowohl angezogen, als auch mit den Nerven), dass er beim Herrichten auch stark Nasenbluten er ein Sackerl vergessen hätte und dass er beim Herrichten sogar Nasenblutete. Ich rief ihn an, da er die wichtigsten Sachen im Sackerl vergessen hatte. Er erzählte mir vom Chaos am Schiff und dass einiges noch nicht ganz passt - vor allem die Bestuhlung. Außerdem könnten die Blumenmädchen am Schiff nicht streuen, da ich sonst darauf ausrutschen würde. Er versprach mir sich um alles zu kümmern. Genau rechtzeitig traf meine Stiefmami mit meinem kleinen Bruder und dem Kleid ein. So verschreckt hatte ich Luca noch nie gesehen. Normalerweile reisst er sich um mich, jetzt durfte ich ihn nicht einmal zu nahe kommen. Gott sei Dank legte sich das wieder bis zur Trauung. Ich zog das Kleid an und fühlte mich gleich wohl und auch ein bisschen wie eine Prinzessin. Letzte Vorbereitungen, Schmuck, Taschen packen, den Sekt trinken, der vom Hotel zur Verfügung gestellt wurde - und schon stand mein Vater und mein Bruder vor der Tür, die uns zur Trauung abholen wollten. Einmal noch durchatmen und los gings!!!

Wir waren pünktlich unterwegs - zu pünktlich! Wir überholten mit dem Auto ein paar Gäste, die zu Fuß zum Schiff unterwegs waren. Um wirklich die Letzte vor Ort zu sein, bogen wir ab und warteten dort für ein paar Minuten. Immer noch pünktlich trafen wir dann am Parkplatz von der Schiffstation ein. Allerdings fanden wir keinen reservierten Parkplatz mit Parkverbotsschild mit der Ausnahme von unserem Kennzeichen wie vereinbart. Auch im Büro der Schiffstation wusste niemand was davon. Mein Vater musste also Parkplatz suchen und somit verspäteten wir uns. Während der Suche stand ich mit meinen beiden Brüder, meiner Stiefmama und der Trauzeugin auf dem Parkplatz und wartete. Das Schiff war in Sichtweite, aber wir standen hinter Infotafeln. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass meine Schuhe und mein Kleidersaum bereits gesichtet wurde und ich schon erwartet wurde. Endlich waren alle da und wir konnten los.

Die Trauung

Perfekter Zeitpunkt, denn das trübe Wetter hatte Mitleid mit uns. Die Wolken rissen auf und die Sonne lachte hervor. Zuerst gingen natürlich alle außer mir und meinem Papa aufs Schiff und wir ließen uns noch Zeit bis wir den Weg über den Steg machten. Es wurde applaudiert und geoooht und geaaaht. Ich tat mir sehr schwer meine Tränen zurückzuhalten. Der Moment war irgendwie überwältigend, aber ich wollte eigentlich schöne Fotos, also ärgerte mich meine Rührseligkeit. Am Schiff bekam ich vom Servicepersonal meinen Brautstrauß überreicht und ich ging voran die Treppen hoch aufs Deck. Es standen alle sehr eng beieinander, somit fühlte ich mich gleich Willkommen und marschierte mit meinem Vater durch die Gästeschar meinem kleinen Bruder hinterher, der die ehrenvoll Aufgabe des Ringträgers innehatte. Joachim grinste mich an. Mein Vater übergab mich an meinen Schatz und wir setzten uns. Die Trauung begann. Ich bekam fast nichts mit in meinem Adrenalin- und Glücksrausch. Außer dass unsere Standesbeamtin darin scheiterte lustig und romantisch sein zu wollen. Es wurde viel gelacht, ja, aber eher über sie. Sie sprach über Liebesgötter und die Liebesherrscher Cäsar und Kleopatra, die meiner Meinung nach kein Vorbild für die Liebe sind. Dann wollte sie zurückkehren ins !!! 20. !!! Jahrhundert. Endlich war der Part da, wo wir Ja zueinander sagen konnten, die Ringe tauschten und uns küssten. Mein Kuss war anscheinend etwas stürmisch und innig - das wurde mir später noch öfter gesagt. Aber die Freude überwiegte hier nunmal. Der Standesbeamtin lief das Lied "You raise me up" wohl zu lange, denn sie deutete Michi, unserem DJ, die Musik abzudrehen. Er hat das aber eh immer toll gemacht mit dem Fade outs. Sie gratulierte uns und beendete die Trauung mit einem Satz "Missetat vollbracht" aus Harry Potter. Kaum zu glauben, oder?

Nachdem wir unsere Trauzeugen umarmt hatten machten wir uns auf den Weg durch die Menge in den hinteren Bereich wo der Geschenketisch stand und Platz genug für Gratulationen war. Allerdings traute sich keiner uns zu folgen. Nach mehreren Heranwinken machten endlich die Trauzeugen den Anfang. Es bildete sich eine lange Schlange. Es war schön alle zu begrüßen und teils waren auch rührselige, teils lustige Gratulationen dabei. Ich bemerkte, dass ich einen roten Fleck auf meiner Brust am Brautkleid hatte - mein Brautstrauß hatte abgefärbt. Es hat mich kurz sehr geärgert, da es so früh am Tag war und ich schon mein Kleid ruiniert hatte. Aber all die Gratulationen waren Gott sei Dank wichtiger. Allerdings haben wenige gemerkt, dass das der beste Zeitpunkt wäre uns das Geschenk zu überreichen. Und das trotz Hochzeitspost-box und Geschenketisch. Also machten einige Ehrenrunden oder gaben uns ihr Geschenk erst beim Weingut. Wir begrüßten unsere Gäste und stellten alle sogleich zum Gruppenfoto auf. Danach folgte ein Familienfoto und ein Foto mit den Trauzeugen. Hiervon hätten wir viel mehr machen müssen. Aber leider weiß man nachher immer alles besser. Wir haben noch Paarfotos gemacht, bis einige Gäste uns schon zuschrien, wann wir uns denn endlich um unsere Gäste kümmern. Natürlich war das im Scherz gemeint, aber es war ein guter Zeitpunkt sich wieder zu den anderen zu gesellen. Von den Hors d'oeuvres bekam ich kaum etwas ab, obwohl der Trauzeuge sogar extra etwas für mich reserviert hatte. Allerdings hielt sich mein Hunger aufgrund der Aufregung sowieso in Grenzen. Nach einiger Zeit am Schiff wo das Wetter toll gehalten hatte, regnete es dann. Alle sind schnell unter Deck gelaufen. Wir fanden das sehr schade - da wussten wir aber noch nicht, dass sowieso gleich eine Vorführung unten stattfinden sollte und alle bald nach unten gebeten worden wären. Unsere Trauzeugen zeigten einen selbst zusammengeschnittenen Film, wo sie Fremde anhand von Fotos zu uns befragten. Was sind die Beiden von Beruf? (Joe - Handwerker, Techniker,...; Tina - sozialer Bereich) Wer hat die Hosen an? (Tina) Wer kann besser Party machen? (da Joe!) Wer hat den größeren Kinderwunsch? (diejenigen, die uns nicht kannten, sagten Joe). Es war echt lustig und alle lachten herzhaft. Und man glaubt es kaum, zum Ende des Filmes hin riss das Wetter wieder auf und die Sonne lachte. Da waren wir auch schon fast vollständig am Steg angelegt. Das hieß der Auszug mit den Wedding Bubbles war mit Sonne gesegnet und die Blumenmädchen kamen auch noch zum Einsatz. Nach einem weiteren Gruppenfoto mussten wir ein Herz gemeinsam aus einem Leintuch ausschneiden. Joe bekam eine Schere aus einem Mininähset, die kaum schneidete. Ich bekam mit Verzögerung eine Nagelschere - wer gewonnen hat kann ich nicht sagen. Er musste mich hindurchtragen. Da das Wetter so toll war, konnte auch der geplante Spaziergang zum Holzapfel stattfinden. Während wir unterwegs noch ein paar Paarfotos machten waren dann alle schon beim Holzapfel angekommen und wurden mit dem Aperitif versorgt.

Die Hochzeitstafel und Feier

Bereits am Vorabend hatten wir beschlossen beim Holzapfel die Tafel drinnen decken zu lassen, obwohl wir eigentlich die Location wegen dem schönen Innenhof gewählt hatten. Was natürlich gut war, denn beim Regen am Nachmittag wäre ja alles klitschnass geworden. Das bedeutete aber in zwei getrennten Räumen feiern musste, was wir vermeiden wollten. Es fiel mir auch auf, dass Fehler bei der Sitzordnung gemacht wurden. Und dass sie Sekt ausschenkten, obwohl vereinbart war, dass es nur den Aperitifwein geben sollte. Kein großes Problem - auf solche kleinen Pannen muss man sich einstellen. Es hat leider auch das Mikrofon nicht funktioniert, wodurch alle Gäste von einem Raum in den anderen gehen mussten um die Reden der Brauteltern zu hören. Mein Vater hat sich selbst übertroffen mit seiner lustigen Rede mit der er mich auch ordentlich aufs Korn genommen hatte. Auch die Rede von Joachim's Papa war echt nett. Danach wurde gegessen. Das Essen war echt gut und es gab reichlich. Auch wenn die Portion des Hauptgangs eher klein ausfiel - die Kellner gingen mit Nachschlag durch. Also behaupte ich, dass jeder satt wurde. Da einige schon während des Essens zwischen den Tischen hin und hergingen oder auch rausgingen um frische Luft zu schnappen, dauerte das Essen um einiges länger als geplant. Wir bekamen danach ein Gedicht vorgelesen, es wurde verkündet, dass jeder ein Puzzleteil auf einem Bild zeichnen muss und dann ging es los mit dem ersten Spiel: ich sollte mit Münzen gefüllte Luftballoons zerplatzen und Joe sollte alles aufkehren. Jeden Luftballoon den ich vom Tisch auf den Boden warf zerplatzte sofort - ich musste nicht einmal drauftreten. Joachim tat sich schwer mit der Handschaufel, da die Münzen nicht drauf wollten. Mit vereinter Kraft schafften wir es auch. Wir spielten danach das Übereinstimmungsspiel und mussten entscheiden wer besser Autofährt, wer wen aufgerissen hat, wer eitler ist, etc.... Eins fiel auf: Joachim war stets unentschlossen, während ich mich oft schnell für einen von uns entschied. Darauf folgte der Eröffnungswalzer. Er war so aufgeregt, oder neben der Spur - eins von den beiden - dass ich ihn oft den Takt einsagen musste. Und den Einsatz für die Choreographie verpasste er auch. Aber Alles in Allem hat er es toll hingekriegt. Danach tanzte ich noch einen Tanz mit meinem Papa. Da mir hier bereits zum x. Mal die Schleppe runterging, nähte meine Stiefmutter sie hinauf. Dabei zerriss sie sich leider den Hosenboden beim Hinunterbücken. Deswegen und wegen meinen müden kleinen Bruder machten sich mein Vater und meine Stiefmami auch recht früh auf den Heimweg. Danach teilte sich alles ein bisschen auf - es war draußen schön warm, einige saßen im Tanzbereich, einige im anderen Raum, ein paar gingen bald nach Hause. Deshalb schnitten wir die Torte an. Es war eine vier-stöckige mit unterschiedlichen Torten drauf. Ich kann nicht wirklich ein Urteil abgeben, da ich nicht viel davon gegessen habe. Danach bekamen wir eine Kiste geschenkt mit Sachen, die wir in 10 Jahren gut gebrauchen könnten. Wir sollten sie zunageln und in 10 Jahren erst wieder aufmachen. Drin waren: Kondome, die Hochzeitszeitung, ein Dosenessen, etc. An mehr kann ich mich grad nicht erinnern. Ich behaupte jetzt, dass ich im Nageln besser war als mein Göttergatte. Es wurden danach alle in den Hof gebeten, wo sich die unverheirateten Damen versammeln sollten. Von den Arkaden warf ich den Strauß in einem perfekten Bogen direkt in den Frauenhaufen. Die Freundin meines Cousins hat ihn gefangen und war überglücklich. Ich wünsche es ihr :). Joachim machte das gleiche mit meinem Strumpfband. Der Freund der Trauzeugin fing ihn aus der Luft. Dabei kam das Band nicht mal wirkilch auf ihn zu. Naja, er ist groß und war anscheinend auch motiviert ;). Ich stell mich mal auf ein paar Hochzeiten ein. Doch unsere Fänger hatten auch eine Aufgabe. Sie zogen Nummern, die wir als Lose verteilt hatten, bis wir 6 Männer und 6 Frauen hatten. Die Frauen mussten um die Wette Krawatten binden und die Männer mussten die längste Kartoffelschale in einem Stück schälen. Die Sieger wurden mit Bailoni Schnaps und Likör ausgezeichnet.

Danach begann die Diskomusik und die Party. Einige waren natürlich bereits gegangen - ältere Semester und diejenigen die am nächsten Tag viel vor hatten. Wir allerdings, zusammen mit einigen jungen Gästen shakten mit vielen Schnäpsen und guter Musik bis ca. halb 3 Uhr, wonach wir die ersten Richtung Und Lounge schickten. Da wir nur Minibusse für je 8 Personen hatten, dauerte es bis halb 4 bis alle dort waren. Die wartenden vertrieben sich die Zeit mit Gulaschsuppe und noch ein paar Bieren und Schnäpsen. Als wir endlich alle in der Und Lounge waren, hatten die leider schon fast nicht mehr mit uns gerechnet. Wir hatten uns eigentlich für früher angekündigt. Die Musik war zweitklassig und sie wollten auch bald zusperren. Uns war das egal. Wir waren zu 17. und tanzten, tranken und baten um Zugabe. Um halb 6 wurden wir allerdings rausgeschmissen und jeder machte sich auf den Weg. Taxis waren leider keine zu kriegen, also hieß es für uns alle noch einen kleinen Fußmarsch. Die Sonne war schon im Ansatz zu sehen und ich freute mich, dass so viele so ausgelassen mit uns gefeiert hatten.

Das Resümee

Es war ein toller Tag, der so schnell und in einem gewissen Rausch an mir vorbeigezogen ist. Es war sicherlich nicht alles perfekt, aber das musste es auch nicht sein. Wir waren gerührt, wir hatten Spaß und wir sind Mann und Frau. Was will man mehr!

Außerdem muss ich zugeben, dass ich froh bin, dass all die Organisation und all das Tamtam ein Ende hat. Wir konzentrieren uns jetzt auf uns und unsere Zukunft. Wir sind glücklich und gewöhnen uns langsam an das verheiratet sein. Ich werde noch lange brauchen bis der Name mal richtig sitzt und währenddessen wird mein Mann mich wohl weiterhin mit seiner besonderen Art Frau zu sagen aufziehen. Wir genießen den Status der Frischverheirateten und freuen uns auf mehr Freizeit.